Auflösung des Genetikrätsels

"Zu welchem Wurf gehöre ich?"

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra" 3/99

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Die richtige Lösung ist B. Der kleine black-tabby Kater gehört zu Dahiba (schildpatt auf weiß) und Tamiami-Trail (creme-tabby). Doch wie kann man das so genau wissen?

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Die Kätzinnen haben beide die gleiche Farbe und als Vollgeschwister auch denselben Stammbaum. Die Unterschiede müssen also bei den Katern, mit denen sie verpaart wurden, zu finden sein.

Der auffälligste Unterschied zwischen den Katern ist die Farbe. Odo hat die Grundfarbe schwarz und Tamiami-Trail die Grundfarbe rot in der Verdünnung, d.h. creme. Der kleine Kater ist ein black-tabby, hat also auch die Grundfarbe schwarz. Demnach könnte man auf die Idee kommen, er stamme von Odo, weil sie die gleiche Grundfarbe haben. Doch diese Überlegung ist schon im Ansatz falsch, denn Kater erben ihre Grundfarbe ausschließlich von der Mutter. Der Grund dafür ist, daß die Farbe auf dem X-Chromosom liegt. Ein X-Chromosom erben männliche Welpen nur von der Mutter. Vom Vater erben sie ein Y-Chromosom, welches ihr Geschlecht als Kater bestimmt.

Der zweite Unterschied zwischen den Katern liegt in der Tabby-Zeichnung. Odo zeigt seine Zeichnung nicht. Als black-smoke ist er ein non-agouti Tier. Das Agouti-Gen, durch das die Zeichnung einer Katze sichtbar wird, ist bei ihm nicht vorhanden. Odo trägt das rezessive non-agouti Gen doppelt, deshalb ist seine Farbe black-smoke. Hätte er auch nur ein Agouti-Gen, so wäre seine Farbe black-silver-tabby.

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Bei Tamiami-Trail ist es genau umgekehrt. Er hat als creme-tabby mindestens ein Agouti-Gen, deshalb kann er seine Tabby-Zeichnung zeigen.

Der kleine Kater, dessen Eltern wir hier suchen, ist ein black-tabby, d.h. er hat ein Agouti-Gen, daß seine Zeichnung sichtbar macht. Hätte er nur Non-agouti-Gene, so wäre er rabenschwarz ohne jede Zeichnung. Damit steht fest, daß Tamiami-Trail sein Vater ist, nur von ihm konnte er das Agouti-Gen erben, denn beide Kätzinnen sind ebenfalls non-agouti Tiere ohne sichtbare Tabby-Zeichnung.

Das Agouti-Gen ist dominant, es muß also bei einem Elternteil sichtbar sein, wenn es beim Kind sichtbar ist. Man kann es auch andersherum formulieren: wenn beide Elternteile nur die rezessiven Gene haben, in diesem Fall sind Odo und Lollipop es, die nur die rezessiven Non-agouti-Gene haben, so kann der Nachkomme unmöglich ein dominantes Gen haben, er kann in diesem Fall also unmöglich Tabby-Zeichnung haben.

Das war doch gar nicht so schwer - oder? Die Züchterin hatte übrigens großes Glück, daß der kleine Kater nicht rot oder creme war. Bei roten und creme Tieren ist fast immer eine Zeichnung zu sehen, auch wenn sie non-agouti sind. Da die Kätzinnen beide Farben, rot und schwarz, haben, hätten sie nicht nur schwarze, sondern auch rote männliche Nachkommen haben können. In einem solchen Fall hätte nur ein Bluttest Klarheit über die Elten geben können. Sicher hätten die Mitarbeiter im Labor sich sehr gewundert, warum bei diesem Kätzchen nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter unbekannt sind.