Wie erziehe ich einen Menschen Teil 6

erschienen in "Maine-Coon-first"

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Haltungen und Gesten

Zu den wichtigsten Mitteln, mit denen man eine Familie ganz und gründlich unterjochen kann, gehören Haltungen, Posen, Spiel des Körpers und Gesichtsausdruck, all da gehört zur Fähigkeit, stets und jederzeit anziehend zu sein, einladend, verführerisch, faszinierend, fesselnd, bezaubernd, anmutig, reizend, zauberhaft, attraktiv, interessant, liebenswürdig, gefällig, schön, wunderschön und süüüüß.

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Die meisten Menschen sehen in uns keine Katze, sondern ein vierbeiniges Pelz tragendes Menschenwesen und eine mysteriöse Erweiterung ihres Selbst. Nutze das schamlos aus!

Erhalte diese ausnehmend günstige Einstellung. Je mehr sie dich für etwas anderes halten, als du bist, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass sie deine Geheimnisse ausspähen und merken, was du wirklich bist. Natürlich solltest nicht so weit gehen, dass du als Baby angesehen und behandelt wirst, das ist anstrengend und würdelos. Du kannst sie aber darin bestärken, du seist ein Familienmitglied mit allen Rechten eines solchen aber selbstverständlich ohne Pflichten. Menschen sind zu sich selbst meistens gut, sie verzichten selten auf etwas, sie verwöhnen sich häufig und wenn sie dabei sind, ist es wichtig, dass du in diesem Augenblick nicht als Katze, sondern als einer von ihnen betrachtet wirst. Irgendein Familienmitglied soll ganz automatisch sagen: " Pussy muss auch was haben..."

Sie werden dein Mienenspiel ganz falsch auslegen, aber das spielt keine Rolle, Sie werden sagen: " Pussy denkt nach, Pussy lächelt, Pussy runzelt die Stirn, Pussy ist besorgt, Pussy ist böse, Pussy versucht sich an etwas zu erinnern..." Dein "Lächeln" war vielleicht nur die leichte Öffnung deines Mundes zur besseren Geruchsaufnahme, das Stirnrunzeln eine kurze Anfrage deiner Eingeweide und dein Nachdenken ein Schläfrigsein, aber solange sie so denken, wie sie es tun, wirkt sich alles zu deinen Gunsten aus.

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Ohne Zweifel sind wir die graziösesten aller Tiere, und das halte dir stets vor Augen bei allen Haltungen und Posen, die du einnimmst: wenn du dich hinlegst, sitzt, gehst, dich wäschst, schläfst, spielst und jagst. So sind dein Leute dauernd entzückt und bezaubert und haben keinen Moment Zeit, die Situation zwischen ihnen und uns im wahren Licht zu sehen, nämlich das Ausmaß , in dem wir sie und ihr heim unterjocht haben.

Menschen sagen zueinander: " Halt die Ohren steif", aber ich sage dir: " Halt den Schwanz steil aufgerichtet", besonders wenn du gehst. Frag nicht warum, das ist ganz einfach eine Erfahrungssache: der bei einer Katze hoch erhobene Schwanz scheint auch die Gemüter der Menschen zu erheben.

Schlafhaltungen sind ebenso wichtig, wie diejenigen des Wachzustandes. Das bedeutet, dass du die Aufgabe, deine Menschen in dich verliebt zu erhalten, sogar fortführen kannst, wenn du ruhst. Die Stellungen, die wir beim Schlafen einnehmen - entweder eingerollt oder hingekauert mit unterschlagenen Pfoten oder flach auf der Seite mit weit ausgestreckten Beinen oder auf dem Rücken liegend mit lose hängenden Pfoten - wirken auf Menschen entspannend, und es tut ihnen gut uns so anzuschauen. Sehr wirkungsvoll ist es, eine Pfote über die Nase, die Ohren oder beide Pfoten über die Augen zu leben Rückenlage begeistert sie unfehlbar, besonders, wenn wir dabei in ihrem Schoß liegen.

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Bei deinen Posen und Haltungen in wachen Zeiten denk an den Hintergrund. Ein Haus und eine Familie zu erobern ist schließlich ein ernster Job. Es gibt Dutzende von Hintergründen, vor denen du hinreißend aussiehst, ein Spiegel, eine elegante Treppe, Bilderrahmen, Zweige eines Baums, der Rahmen eines Fensters, eine Nische, ein Kissen, ein Kaminsims, zwischen Nippes, auf einem Pelz (hoffentlich unecht), in einer offenen Tür. An dir ist es, sie zu finden und auszunützen. So kommen deine Menschen auch zu hinreißenden Fotos mit denen sie angeben können.

Lass dich NIE in einer ungelenken oder würdelosen Pose erwischen, bei der du ausgelacht werden kannst. Glaub mir , es dauert tagelang, bis du wieder dein Prestige erobert hast, wenn du einmal ausgelacht worden bist. Amüsiere sie, so dass sie mit dir lachen, aber niemals so, dass sie dich auslachen. Das bedeutet, dass du stets alle deine Haltungen und deinen Körper völlig beherrschen musst. Spring niemals, wenn du nicht hundertprozentig sicher bist, dass du es schaffst. Du könntest sonst stürzen und fast dein Rückgrat brechen beim Versuch, dich im Fall zu drehen - nur um sie im glauben zu lassen, wir fielen stets auf die Füße. Lass dich nie auf etwas ein, das du nicht vorher gründlich ausprobiert hast. Denn wenn du dich lächerlich machst zerstörst du den Nimbus unserer ganzen Art.

Selbstverständlich kennst du den Unterschied zwischen einer Wäsche zum Sauberwerden und einer für die Show. Du brauchst dich nicht zu genieren, dich nach dem Essen zu putzen, man erwartet das sogar von dir und du kannst das beliebig gründlich machen ohne Sorge, wie du dabei aussiehst. Aber wenn du dich waschen willst um eine Show abzuziehen, um eine Verlegenheit zu Überwinden, um deine Empfindungen anzudeuten oder zu unterstreichen, dann musst du das mit feiner Berechnung und in hübschen Posten tun. Ich empfehle dafür die sitzende Stellung, mit leicht abgedrehtem Kopf und mit einem Ausdruck höchster Konzentration, wobei du weit ausholend deine Schulter ein paar mal leckst. Das ist eine sehr graziöse und charmante Geste, die unfehlbar die Zuschauer in Bann schlägt.

Eine ebenfalls sehr wirksame Wäsche für Zuschauer besteht darin, dass du dich längelang auf einen Teppich in der Zimmermitte legst und über die Schulter hinweg leckst. Vier, fünf Lecker, mehr braucht es nicht, bis alle dich anschauen und sogar von dir reden. Sind Gäste da, so fangen sie an, über ihr Katzen zu reden und deine Leute sprechen von dir, wobei sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Je mehr solche Erzählungen du provoziert, desto besser, denn am Ende glauben sie ihre eigenen Geschichten.

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Du brauchst nicht an deine Haltungen zu denken, wenn durchspielst oder eine Maus in der Wiese belauerst oder ein tote herumwirfst, denn bei solchen Gelegenheiten - ja eigentlich immer - bist du von Natur aus so graziös, dass du sie unfehlbar bezauberst. Manchmal widmen sie dir auf diese Weise Stunden, indem sie dir eine künstliche Maus oder ein bisschen Papier über den Boden ziehen oder über dir herumbaumeln lassen, damit du hochspringst und mit den Pfoten zuschlägst. Oft haben sie Freude daran, dich zu fotografieren. Es gibt Bilder von uns, wie wir springend in der Luft sind, und du wirst überrascht und erfreut sein zu sehen, wie anziehend du unter diesen Umständen aussiehst. Wen du je Gelegenheit hast solche Bilder anzuschauen, tu es. Nicht nur um Fehler deinerseits festzustellen, sondern um des reinen Vergnügen willen, zu sehen, wie perfekt du Form und Technik in der Luft beherrschst.

Eines musst du aber beim Thema Haltungen und ihre Wirkung auf Menschen bedenken: solange du noch jung bist, ein kleines Kätzchen, kannst du dich anstellen, wie du willst, kannst in irgendwelche Schwierigkeiten und absurden Situationen kommen, ohne an Würde zu verlieren. Sie sagen bloß, du seist süß. Das sagen sie solange, bis du zu groß dafür bist. Es macht dann noch gar nichts, wenn sie dich als kleines Kätzchen auslachen, denn so stiehlst du dich in ihr Herz und festigst deine Stellung. Du kannst in die Mehldose fallen, in Papierkörbe herum krabbeln, aus dem Sessel purzeln, auf dem Badewannenrand das Gleichgewicht verlieren, dich in elektrischen Kabeln verfangen, auf blanken Böden Schlittenfahrten, dich ganz und gar in Zeitungspapier einwickeln oder eine Blumenvase umstoßen. Mach dir keine Sorgen, wenn du etwas zerbrichst, Wasser verschüttest oder dich mit Farbe verschmierst. Sie können dir nicht böse sein, und du hast schnell heraus, welcher deiner Kinderstreiche ihnen am meisten Spaß macht.

Gesten gibt es nicht so viele. Darunter verstehe ich Dinge, die aktiv tust, anstatt eine Pose einzunehmen. Eine gute Geste besteht zum Beispiel an ihren Knöcheln vorbei zu streichen, den Schwanz um ihre Beine gekringelt. Das ist besonders nützlich, wenn Essen zubereitet wird. Es schmeichelt ihrer Eitelkeit zu sehen, wie du ganz aufgeregt und glücklich um sie herumstreichst, da fällt bestimmt etwas für dich ab.

Eine weitere gute Geste ist es, sie an der Hand oder Wange zu lecken. Sie denken dann, dass du sie küsst, dabei geht es dir um das Salz auf ihrer Haut. So ein kleiner Lecker ist unheimlich wirkungsvoll. Auch die Pfoten kannst du auf sie legen. Ich habe nie verstanden, warum Menschen es lieben, deine Füße in ihrem Gesicht zu haben. Und wenn du es schaffst, ihre Wangen zwischen beiden Vorderpfoten zu halten oder beide Vorderbeine um ihren Hals zu schlingen, sind sie vor Glückseligkeit richtig außer sich. Die selbe Wirkung hat es, deinen Kopf an ihrer Wange zu reiben und ein bisschen dabei zu schnurren. Du machst das natürlich nur, um sie als dein Eigentum zu kennzeichnen, aber sie nehmen es als Beweis deiner Liebe zu ihnen und fühlen sich praktisch verlobt mit dir.

 

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Einem Menschen eine Maus zu schenken ist eine zweischneidige Geste. Entweder sie fallen in Ohnmacht, oder sie gebärden sich, als würdest du ihnen einen Villa, eine Million Dollar, einen Rolls-Royce und eine Luxusjacht schenken. Sie rufen ihre Freunde an und erzählen ihnen davon und schreiben Leserbriefe darüber an die MC-first. Solche Menschen sind die Besten - halte sie dir warm!

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Fortsetzung Teil 7