Im Portrait:

Der Tierfotograf Frank Aschermann

von Raymonde Harland erschienen in "katzen extra"1/07

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Kaum jemand kennt seinen Namen, doch alle seine Katzenfotos z.B. aus dem Whiskas Kalender. Bei der Produktion für den Weihnachtsprospekt 2006 der Firma Fressnapf durfte ich dem Fotografen Frank Aschermann über die Schulter sehen.

Die Produktion findet nicht in seinem Studio, sondern in einer Villa in Hamburg Eppendorf statt. Das edle Ambiente dient als Kulisse für die neuen Produkte. Als ich komme, haben seine Assistenten schon den Kratzbaum im weihnachtlich dekorierten Kaminzimmer aufgestellt. Große Scheinwerfer beleuchten die Szene von zwei Seiten. Die Tiertrainerin Conny Romanowski platziert die Katzen. Erste Probebilder werden gemacht, anschließend am PC begutachtet. Herr Aschermann ist kürzlich auf die digitale Fotografie umgestiegen, so dass die früher zeitraubende Entwicklung der großformatigen Dia-Filme wegfällt.

Frank Aschermann arbeitet im Team, die Assistenten und die Tiertrainerin suchen die besten Bilder mit aus. Er weiß, dass er sich auf ihre Erfahrung verlassen kann. Seit 1989 arbeitet er jetzt erfolgreich mit der Tiertrainerin Conny Romanowski zusammen. Die Ergebnisse dieser fruchtbaren Zusammenarbeit erfreuen Jahr für Jahr die Fans des Whiskas-Kalenders. Frank Aschermann hat den Blick für den typischen Ausdruck jeder Katzenrasse. Wenn er aber zu lange auf den perfekten Moment wartet mahnt Frau Romanowski: „ Frank abdrücken, besser wird’s nicht“. Sie findet schnell den Draht zu jedem Tier und kann es genau einschätzen. Wenn sie sagt, dass die Tiere eine Pause brauchen, beugt sich das Team widerspruchslos. In den Pausen werden schon die nächsten Einstellungen besprochen, die Wünsche des Kunden beraten.
   
Der Auftraggeber hat jedes Bild im Voraus beschrieben, zu den Katzen auf dem Kratzbaum soll noch eine Katze im Kuschelsack kommen, die von einem auf dem Fußboden bäuchlings liegenden Kind gestreichelt wird. Es ist nicht einfach alle Katzen in Position zu halten und wenn sie perfekt sitzen quengelt das Kind. Frank Aschermann behält die Ruhe. Geduldig wird die Szene über dreißig Mal wiederholt, bis alles perfekt ist. Immer wieder steht er auf, rückt einen Tisch zurecht, legt noch ein Buch darauf. Die Liebe zum Detail sieht man den fertigen Bildern an, die Mühe und Arbeit, die dahinter steckt kann der Betrachter nur ahnen.

Die zweite Szene soll einen Adventskalender für Katzen und Hunde ins rechte Licht rücken. Der kleine blue-tabby Maine Coon Kater kennt keine Hunde, also wird getrennt fotografiert in der selben Kulisse. Später werden die Bilder zusammengesetzt, eine kniffelige Arbeit, die viel Geschick und Erfahrung mit der Bildbearbeitung voraussetzt. Bei den Aufnahmen mit dem Kitten muss Frank Aschermann immer schon im Kopf haben, wie der Hund dazu platziert werden kann. Dem kleinen Kater machen die Aufnahmen sichtlich Spaß. Begeistert patscht er immer wieder auf den Kalender. Die Tiertrainerin animiert ihn dazu mit einer großen Fasanenfeder. Es muss genau auf die Stimmung der Tiere eingegangen werden. Sind sie zu munter laufen sie aus der Szene und wollen die Umgebung erkunden, sind sie zu schläfrig, kann man sie nur schlecht animieren. Das Timing ist perfekt, die Bilder rasch „im Kasten“.

Wasabi the Fabulous
Maine Coon, blue-classic-tabby
fotografiert von Frank Aschermann

Der nächste Aufbau ist im Badezimmer, eine Katze soll dabei fotografiert werden, wie sie die Katzentoilette verlässt. Es ist eine Toilette mit Schwingtür, leider kennt die Katze so etwas nicht. Jetzt ist Improvisation gefragt, die Schwingtür muss oben befestigt werden, damit die Katze leichter durchgeht. Gemeinsam findet das Team eine Lösung, die später auf dem Foto unsichtbar bleibt. Frank Aschermann fotografiert auf dem Boden sitzend, er ist es gewöhnt für die Katzen auch in unbequemer Stellung zu verharren. Die Tiere gehen immer vor. Im Studio wird oft die Anordnung geändert, damit kein Tier gefährdet ist. Auch diese Sorgfalt zeichnet das Studio Frank Aschermann aus. Die Züchter, die ihre Tiere für die Aufnahmen zur Verfügung stellen wissen dies zu schätzen.

Amber of Moorlandfairy
ASLH, fawn-creme-mackerel-tabby
fotografiert von Frank Aschermann

Die Katze in der Toilette hält alles für ein vergnügliches Spiel, das nur zu ihrem Amüsement aufgeführt wird. Spielerisch wird sie mit einer Feder in das Katzenklo hinein und dann wieder herausgelockt. Beim dritten Mal kennt sie den Ablauf schon und geht begeistert darauf ein. Ein Fotograf, eine Tiertrainerin ein Assistent – so viele Menschen und sie steht im Mittelpunkt! Herr Aschermann ist auch hier erst zufrieden, als alles perfekt ist. Die Grundidee für das Bild liefert der Kunde, doch ohne das Talent des Fotografen, wäre es nicht möglich das Produkt und die Tiere in harmonischen Einklang zu bringen. An jedem Bild arbeitet Frank Aschermann mit gleicher Konzentration, auch wenn die Aufnahmen schon 10 Stunden dauern. Es gibt kein „Husch-Husch“. Jedes Bild ist gleich wichtig.

An diesem Tag sind auch Bilder im Freien mit Hunden geplant. Alles muss gut organisiert sein. Die Assistenten haben einen Ablaufplan erstellt, sorgen für den Umbau und betreuen die Technik. Überall packt Frank Aschermann mit an, er hat selber lange als Assistenz gearbeitet, bevor er sich selbständig gemacht hat. Er kennt alle Abläufe genau, doch nie wird man erleben, dass er den Chef hervor kehrt. Sein Team respektiert ihn und sein Können. Das Wetter spielt bei den Außenaufnahmen so manchen Streich. Immer wieder nehmen dunkle Wolken das Licht, Wind kommt auf und weht den Kunstschnee weg. Doch mit Geduld sind auch diese Aufnahmen im Kasten. Wenn die Tiermodelle nach Hause gehen, liegt noch einige Arbeit vor dem Fotografen. Der Assistent hat schon die Bilder „entwickelt“ d.h. vom Rohformat auf ein druckfähiges Format umformatiert. Die Entscheidung welche Bilder dem Kunden vorgelegt werden, liegt bei Frank Aschermann. Erst danach hat auch er Feierabend.
   

Interview:

katzen extra: Haben Sie gleich nach der Schulzeit gewusst, dass Sie Fotograf werden wollten?

Aschermann: Nein, zunächst habe ich eine kaufmännische Ausbildung gemacht, erst danach ging ich hier in Hamburg zur Fotoschule. Leider gibt es diese Schule nicht mehr.

katzen extra: Wie ging es dann weiter?

Aschermann: Ich habe dann lange als Assistent bei anderen Fotografen gearbeitet um zu lernen und meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dann war ich fest angestellt in einer Werbeagentur.

katzen extra: wie kamen Sie zur Tierfotografie?

Aschermann: Durch die Werbeagentur, die den Etat für Whiskas hatte.

katzen extra: haben Sie Katzen zu Hause?

Aschermann: Früher hatte ich zwei Hauskatzen, doch jetzt fehlt mir leider die Zeit für eigene Haustiere.

katzen extra: Vielen Dank, dass wir Ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen durften.

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